#3 andererseits - der Newsletter
Willkommen zur dritten Ausgabe von andererseits - der Newsletter! Jede Woche versorgen wir euch mit den neuesten Infos aus der Redaktion und den Sachen, die uns beschäftigen.
Eins. Aus dem Bauch heraus
Ich hatte gerade Geburtstag und mit nun 25 habe ich einen Bachelor im Titel, den ich fast nie angebe, arbeite freiberuflich, studiere im Master, kann mich auf Englisch verständigen, konnte mal aus Latein & Altgriechisch übersetzen. Ich habe zwar viel gelernt, aber etwas sehr Großes und Essenzielles nicht. In den ersten Redaktionssitzungen von andererseits saß ich oft jemandem gegenüber und was ich sagte, egal wie ich es drehte und wendete, wollte einfach nicht ankommen. Wir verstanden uns nicht, obwohl wir doch dieselbe Sprache sprachen. Die Unsicherheit hat mich überrollt und sich in Form von ein bisschen Wut gegenüber mir selbst und Ungeduld für die Person neben mir gezeigt. Man kann als Teil der Mehrheitsgesellschaft ein Vierteljahrhundert leben, wahrscheinlich auch ein ganzes Leben leben, ohne in Kontakt mit Menschen mit Behinderung zu kommen. Erst mit andererseits erkenne ich, dass ich nicht von Kind auf gelernt habe, mit möglichst allen zu kommunizieren, sondern nur mit denen, die in die “Norm” passen. Weil wir großteils separiert voneinander sind, weil unsere Gesellschaft bestimmte Gruppen an den Rand drängt, weil das Leben vielleicht auch komplexer, schwieriger wird, je diverser die Menschen sind, die sich die Mitte der Gesellschaft teilen. andererseits ist ein eigener Kosmos geworden für mich, in dem es den “Rand der Gesellschaft” nicht gibt. Das ist das große Ziel, das über uns schwebt, noch nicht erreicht ist, aber schon spürbar ist.
Zwei. Was gibt es Neues?
Menschen mit Behinderung erfahren oft Diskriminierung und Mobbing. In einem aktuellen Artikel erzählt unser Autor Sebastian Gruber von seinen persönlichen Erfahrungen.
Außerdem: In der zweiten Folge unseres Podcast Sag’s einfach! erweitern wir unseren Geschwister-Schwerpunkt: Luise Jäger und ihr Bruder, über den sie einen Text verfasst hat, und Clara und Matthias Porak, sprechen über ihre Bruder-Schwester-Beziehungen.
Drei. Problem(lösung) der Woche
In unserer Arbeit sind wir oft mit Problemen rund um Diversität konfrontiert. Hier geben wir Einblicke und teilen Lösungen, die wir finden.
Diese Woche: Anpassungsschwierigkeiten
Die Erwartung an Menschen mit Behinderung ist oft, dass sie sich anpassen müssen an das, was für die Mehrheitsgesellschaft als “Norm” gilt. Bei journalistischen Formaten ist das nicht anders. Es gibt Grundsätze aber manchmal passen sie so gar nicht zur Art und Weise wie unsere Autor:innen an Geschichten herangehen. Ein Beispiel aus den letzten Tagen: Josef hat im Zoo über Pandas recherchiert, mit zwei Expertinnen über Tierethik gesprochen. In seinem Text fokussiert er sich darauf, wie faszinierend Pandas sind. Doch ein Medium, für das wir den Text schreiben, und auch unser Verständnis von Journalismus erwarten noch etwas Anderes: Die “Hard Facts”, die Zahlen, die Hintergründe. Josef denkt wenig daran. Uns überkommt kurz der Zweifel: Kann Josef dann Journalist sein? Wir denken: Ja. Josef trägt eine andere Perspektive zum Text bei, die der klassische Journalismus oft ausspart. Inklusion bedeutet nicht, das Josef nun alleine journalistisch arbeiten können muss, sondern, dass er die Möglichkeit hat, auf seine Art und Weise Journalist sein zu können. Die andererseits-Redaktion unterstützt ihn dabei, indem sie Teile der Recherche übernimmt, die journalistisch wichtig sind, aber für Josef derzeit weniger. Dabei bindet sie ihn dennoch ein so gut es geht, damit er journalistische Prozesse kennenlernt. Vielleicht denkt auch er irgendwann mehr an die Zahlen und Fakten, aber er muss es nicht. Was am Ende aus Josef’s Panda-Text wird, könnt ihr bald lesen!
Vier. Soft& süß
andererseits stellt neue Fragen. Dazu brauchen wir auch neues Vokabular. Jede Woche teilen wir deshalb hier unsere liebsten, neuen Wortschöpfungen.
duschüberlegt (Clara Porak)
wenn man unter der Dusche auf eine coole Idee kommt, dann ist das eine duschüberlegte Idee. duschüberlegen gibt’s auch als Zeitwort.
Liebe Grüße,
Kathi Brunner für andererseits