Bienen in der Stadt - #37 andererseits - der Newsletter
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Problem (fast) gelöst!
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Wir kennen sie alle: Die Probleme des Alltags, ob klein (wieso zerbröselt der Papierstrohhalm sofort, den ich als Plastikersatz verwenden will) oder groß (warum muss ich jeden Tag Todesängste auf meiner Fahrradfahrt durch Wien durchstehen). Die andererseits-Redakteur:innen nützen die Hitzemonate und widmen sich nach und nach ein paar dieser Probleme - doch nicht ohne auch an eine Lösung zu denken. Was dabei rauskommt, findet ihr jede Woche in unserem Newsletter
Diese Woche: Bienen in der Stadt.
Bienen werden von der Landwirtschaft bedroht. Die Lösung: In der Stadt können sie auch ein Zuhause finden – das oft sogar gesünder für sie ist
Matthias Porak, unterstützt von Katharina Kropshofer
Wir steigen in einen Lift und fahren weit rauf, in den zehnten oder zwölften Stock. Von dort kann man auf das Dach gehen. Maria, sie ist Imkerin, hat einen Schlüssel. Das Haus gehört der Baufirma Porr. Rundherum sieht man nur Dächer. Es ist sehr grau, es gibt viele Steine und zwischen den vielen Steinen stehen zehn Bienenstöcke.
Auf dem Dach Bienen zu halten ist nicht so leicht. Wie das geht, erklärt Maria Binder. Sie ist Imkerin bei der Wiener Bezirksimkerei. Das ist die einzige Erwerbsimkerei in Wien, das heißt, dass sie in der Stadt Honig produzieren und auch verkaufen. Zum Beispiel in manchen Geschäften, wie Greißlerein oder in Bio-Geschäften.
Bienen brauchen viele Pflanzen, sie suchen Nektar, und machen daraus Honig. Die Stadtbienen fliegen zu Bäumen in der Gegend, zum Beispiel in Parks. Sie brauchen viele Pflanzen in der Nähe. Oder manchmal fliegen sie auch zu Blumen auf dem Balkon. In Wien gibt es sehr viele verschiedene Pflanzenarten. Sogar am meisten in ganz Österreich. Und es gibt nicht nur Honigbienen, sondern auch ganz viele Wildbienen.
Die Honigbienen haben hier Platz in ihrem Bienenstock. Und sie bleiben im Stock, weil die Bienenkönigin dort ist. Heute ist es sehr heiß, aber in den letzten Wochen hat es viel geregnet. Dann konnten die Bienen nicht rausfliegen. Und dann gibt es auch weniger Honig. Maria gibt mir einen Hut, der hat ein Netz vor dem Gesicht. Zum Schutz, damit die Bienen nicht in mein Gesicht fliegen. Maria macht den Deckel des Bienenstocks auf und zeigt mir die Waben, in denen die Bienen wohnen. Sie hat keinen Hut auf und greift die Bienen mit bloßer Hand an. Weil es so kalt und regnerisch war, haben die Bienen noch keinen Honig produziert. Sie brauchen den Nektar der Pflanzen für ihren eigenen Nachwuchs. Auf mich fliegt keine Biene.
Meistens wohnen Bienen nicht in der Stadt, sondern auf dem Land. Dort haben sie mit Problemen zu kämpfen: Am Land gibt es viele Felder, wo Bauern Gemüse anbauen. Und da werden auch oft Pestizide eingesetzt. Das sind Chemikalien, damit die Pflanzen besser wachsen und die sind giftig für Insekten wie Bienen. In der Stadt werden keine Pestizide benützt. Deswegen geht es den Bienen hier oft besser.
Der Honig ist auf dem Land oft nur von einer Pflanze, weil es dort Felder mit einer einzigen Art gibt. Zum Beispiel Raps. Aber in der Stadt ist der Honig gemischter: Die Wiener Bezirksimkerei hat Bienenstöcke und somit auch Honig aus allen 23 Wiener Bezirken. Und der schmeckt dann immer anders. Die Bezirksimkerei hat sich auch angesehen, welche Pflanzen in welchem Honig drin sind. Pollenprofil heißt das. Ich finde Honigbienen sehr interessant.