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Alles okay? #64 andererseits - der Newsletter
Willkommen zu andererseits - der Newsletter. Diese Woche versorgt euch Clara mit Neuigkeiten aus der Redaktion.
Eins. Aus dem Bauch heraus
Diese Woche: Alles okay?
Ich weiß ja nicht, wie es Dir geht, aber ich fühle mich einsam wie nie zuvor. Ich sitze alleine vor meinem Computer und tippe „Danke für das Referat“ in die Chatspalte meines Seminars.
Mein Seminar hat eine Chatspalte. Mein Leben hat zu viele Chatspalten.
Ich sitze an meinem Schreibtisch, in Leggins und mit Wollsocken und habe nicht mehr das Gefühl, dass es eine Perspektive gibt. Diese Woche haben Coronaleugner:innen Kinder in einem Hort zum Weinen gebracht, gleichzeitig haben wir einen neuen Rekord an Neuinfektionen in Österreich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Krisenmodus mal endet.
Ich komme gut durch die Pandemie. Auch in ihrem dritten Jahr. Ich habe nicht meinen Job verloren oder meine Eltern. Ich habe keine Langzeitschäden oder Existenzsorgen. Ich bin gesund. Ich bin okay. Aber ich will nicht mehr nur okay sein.
Ich vermisse die Leichtigkeit, ich vermisse das Gefühl jung und unbesiegbar zu sein. Ich verliere die Fähigkeit mich selbst zu trösten, mit jeder abgesagten Feier, jedem umgeworfenen Plan ein bisschen mehr. Mein Pandemie-Ich ist so müde und so ernst. Ich möchte nicht mehr reden, nicht mehr spazieren und vernünftig sein.
Hölle, ich möchte tanzen. Ich möchte Schwierigkeiten haben, einen Moment zu finden, an dem ich Wäsche waschen kann, weil ich so wenig zu Hause bin. Ich möchte meine Socken nie mehr wegen einem Zoom-Call aufhängen und ich will mich auch nicht fragen, ob ich meine Freunde umarmen kann. Ich will Fremden in die Arme fallen. Ich will die große Leichtigkeit von früher.
Manchmal, an guten Tagen, finde ich sie in kleinen Dingen. Ein Strauß Tulpen am Fensterbrett. Ein Abend mit Freundinnen und Wein. In der Küche tanzen. Meine gottverdammten Lockdown-Pflanzen gießen, ich liebe sie jetzt ehrlich. Abends im Bett Kakao trinken. Zum Sonnenaufgang aufwachen.
Ich glaub, es wird Zeit, dass wir mehr darüber reden, was diese Dinge sind, dass wir ihnen zugestehen, dass sie die Sachen sind, die uns halten und weitermachen lassen.
Was ist es bei Dir? Schreib uns!
Zwei. Was gibt es Neues?
Es ist wieder Zeit für einen andererseits-Podcast. In dieser Folge Sag’s einfach sprechen wir mit Klara König über Klimaangst. Denn sie ist Klimaaktivistin bei den Fridays for Future in Graz und Psychologiestudentin. Welche Rolle spielen Emotionen im Aktivismus? Und wie hängen sie mit (politischen) Umständen zusammen?
Drei. Soft & Süß
Eine Pandemie braucht neue Wörter und Phrasen.
“Mir geht’s gut” in der Pandemie: Eigentlich gehts nur so halb gut aber ja, so den Umständen entsprechend schon gut….eigentlich. Also ja also: