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Die Zukunft: Eine Krise? #46 andererseits - der Newsletter
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Problem (fast) gelöst!
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Wir kennen sie alle: Die Probleme des Alltags, ob klein (wieso zerbröselt der Papierstrohhalm sofort, den ich als Plastikersatz verwenden will) oder groß (warum muss ich jeden Tag Todesängste auf meiner Fahrradfahrt durch Wien durchstehen). Die andererseits-Redakteur:innen nützen die Hitzemonate und widmen sich nach und nach ein paar dieser Probleme - doch nicht ohne auch an eine Lösung zu denken. Was dabei rauskommt, findet ihr jede Woche in unserem Newsletter.
Das Problem: Ich habe Angst vor der Klimakrise.
Drei Jahre. Ich klappe meinen Laptop zu. „Die globale Erwärmung noch vor Überschreiten der 1,5-Grad-Schwelle zu stoppen - dieses hehre Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens muss man wohl inzwischen verlorengeben“, steht es im Entwurf des Berichts des Weltklimarats, den ich gerade gelesen habe. Manchmal wünschte ich, ich würde so etwas nicht lesen, ich würde es einfach nicht wissen. „Doch selbst für eine Beschränkung auf zwei Grad bleibt offenbar nur noch verschwindend wenig Zeit. Dafür müsste der globale Ausstoß von Kohlendioxid vor 2025 seinen Höhepunkt erreichen, also spätestens in drei Jahren.“ Der Entwurf, der den aktuellen Stand der Klimaforschung zusammenfasst, wurde von der Gruppe „Scientist Rebellion“ geleaket. Eine Gruppe, an Wissenschaftler:innen, die sich mit drastischen Mitteln für Klimaschutz einsetzen.
Ich bin seit vier Jahren Klimaaktivistin. Ich weiß, wie es um unsere Zukunft steht. Ich weiß, dass wir bildlich gesprochen die Erde einen steilen Hang hinunterrollen, dass es immer schwieriger wird, sie in Richtung eines stabilen Klimas um 1,5 oder 2 Grad zu lenken und dass es immer wahrscheinlicher wird, dass wir im „Hothouse Earth“ Szenario landen. Das ist eine Zukunft voller Hunger und Krieg.
Ich weiß das alles seit Jahren. Aber umgehen kann ich damit nicht. Ich möchte in keiner Welt leben, die Tote hinnimmt, um den Status Quo aufrecht zu erhalten. Und das tun wir. Ich komme mir so machtlos vor, so klein. Ich verzweifle.
Wie mir geht es den meisten jungen Leuten: Eine neue Studie stellte fest, dass sich fast 60 Prozent der Menschen zwischen 16 und 26 große oder extreme Sorgen über den Klimawandel machen. Wie können wir das ändern?
Die Lösung: Aktiv werden!
Das klingt ein bisschen nach hemmungsloser Werbung (und vermutlich ist es das auch), aber etwas zu machen, hilft tatsächlich – zumindest bei mir. Und zwar wirklich etwas zu machen. Nicht müllfrei zu leben oder eine Bambuszahnbürste zu kaufen. Nein, auf die Straße gehen. Seit ich das Ausmaß der Klimakrise begriffen habe, bin ich Teil von Extinction Rebellion, einer Gruppe, die auf gewaltfreien zivilen Ungehorsam setzt. Ich blockiere Straßen, ich besetze Baustellen. Es fühlt sich unglaublich richtig an. Ich möchte alles versuchen.
Ich glaube, dass ziviler Ungehorsam nicht die einzige Möglichkeit ist, den gesellschaftlichen Wandel zu gestalten, der notwendig ist. Aber ich glaube es ist meiner. Wenn Du wissen willst, was deine Rolle ist, hilft es sich zu fragen: Was mache ich gerne? Was kann ich? Was muss getan werden? Ich glaube, dass die Klimabewegung alle Menschen braucht. Und zwar genau so, wie sie sind.