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Freiheit, Träume, wilde Pferde #42 andererseits - der Newsletter
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Problem (fast) gelöst!
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Wir kennen sie alle: Die Probleme des Alltags, ob klein (wieso zerbröselt der Papierstrohhalm sofort, den ich als Plastikersatz verwenden will) oder groß (warum muss ich jeden Tag Todesängste auf meiner Fahrradfahrt durch Wien durchstehen). Die andererseits-Redakteur:innen nützen die Hitzemonate und widmen sich nach und nach ein paar dieser Probleme - doch nicht ohne auch an eine Lösung zu denken. Was dabei rauskommt, findet ihr jede Woche in unserem Newsletter.
Diese Woche: Raus aus dem Elternhaus
von Armin Längle, unterstützt von Sandra Schmidhofer
Das Gras kitzelt meine Zehen, die Bienen fliegen von Blüte zu Blüte. Es ist Sommer, meine Familie und ich sitzen im Garten. So schön ist es hier, doch so gerne wäre ich woanders. So gerne wäre ich zuhause, in meinem eigenen Zuhause.
Das Problem: Ich will mehr selbst entscheiden.
Im Moment wohne ich bei meinen Eltern. Das ist toll, trotzdem wünsche ich mir ein eigenes Zuhause. Ein Zuhause, in dem ich selbst entscheiden kann, was ich mache. Wo ich mir aussuchen kann, ob ich heute zu McDonalds gehe oder liebe zuhause Mittag esse. Wo es so aussieht, wie es mir gefällt. Wo ich nicht in den Garten muss. Wo ich am liebsten überhaupt keinen Garten habe. Denn ehrlich gesagt, mag ich Gärten gar nicht so gerne.
Die Lösung: Ich ziehe aus.
Im Herbst möchte ich ausziehen. In Wien gibt es für Menschen mit Behinderung verschiedene Möglichkeiten, ein eigenes Zuhause zu finden. Für Personen, die im Alltag auf Hilfe angewiesen sind, gibt es die Möglichkeit auf vollbetreutes Wohnen. Das sind zum Beispiel Wohngemeinschaften mit Tagesstruktur, in der immer jemand da ist, der unterstützen kann. Wer etwas weniger Unterstützung braucht, kann auch in teilbetreuten Wohngemeinschaften oder einer eigenen Wohnung wohnen. Dort kommt immer wieder jemand vorbei, doch es gibt mehr Raum für Selbstbestimmung und Selbstständigkeit. In diesen Wohnstrukturen wohnen meistens Menschen zusammen, die eine ähnliche Behinderung haben. Es gibt aber auch Initiativen, die inklusive Wohngemeinschaften anbieten. Das heißt, es leben Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Menschen, die sich nicht wegen ihrer Bedürfnisse nach Unterstützung ähnlich sind, sondern die gleiche Interessen haben. Die zum Beispiel gerne Brettspiele spielen oder gemeinsam kochen.
Wohin es für mich genau gehen wird, weiß ich noch nicht. Aber am liebsten möchte ich in einer Wohngemeinschaft wohnen, in der mehrere Personen zusammenleben. Mit einem eigenem Zimmer, in dem ich ganz lange YouTube-Videos ansehen kann. Von wilden Pferden, die über die Wiese laufen. Die frei entscheiden, wohin ihre Reise geht.
Ich sitze also im Gras und träume. Es ist ein schöner Sommer, hier im Garten meiner Eltern. Und wie schön erst der Herbst wird, wenn ich ausziehe.