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Ich hab mich verirrt #43 andererseits - der Newsletter
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Problem (fast) gelöst!
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Wir kennen sie alle: Die Probleme des Alltags, ob klein (wieso zerbröselt der Papierstrohhalm sofort, den ich als Plastikersatz verwenden will) oder groß (warum muss ich jeden Tag Todesängste auf meiner Fahrradfahrt durch Wien durchstehen). Die andererseits-Redakteur:innen nützen die Hitzemonate und widmen sich nach und nach ein paar dieser Probleme - doch nicht ohne auch an eine Lösung zu denken. Was dabei rauskommt, findet ihr jede Woche in unserem Newsletter.
Diese Woche: Der Großstadtdschungel in Wien
Luise Jäger unterstützt von Lisa Kreutzer
Das Problem: Ich verlaufe mich in der Stadt
Auf meinem Weg zur Arbeit fahre ich mit der U2 zum Praterstern. Dann gehe ich in Richtung U1 und fahre mit dem Lift rauf zur Lassallestraße. Dann gehe ich zu Fuß nochmal ungefähr 10 Minuten. Auf dieser Strecke habe ich mich noch nie verlaufen. Die kenne ich sehr gut.
Aber ich bin viel in der Stadt unterwegs. Manchmal fahre ich zum Lorettoplatz. Zum Papa. Oder ich fahre zu Oma und Opa. Die wohnen in Hütteldorf. Einmal wollte ich in die U4 Hütteldorf einsteigen, bin aber in die U4 Richtung Heiligenstadt gefahren. »Ohje, irgendwas war da falsch« hab ich gedacht. Dann hab ich die Oma angerufen und gesagt: »Du musst noch bissl warten. Da hab ich mich schon geärgert.«
Die Orientierung in einer großen Stadt wie Wien ist oft schwierig für mich. Manchmal verlaufe ich mich. Dann ruf ich meine Mama an und sag »Ich hab mich verirrt, würdest du mir helfen?« Die fragt mich dann »Wo bist du?«. Und dann erklärt sie mir, wo ich hin musst. Das ist auch schwierig, weil ich manchmal nicht so genau weiß, wo rechts und links ist.
Eigentlich gibt es einen einfachen Weg: Google Maps. Aber ich habe eine intellektuelle Behinderung und viele Apps sind nicht für mich gemacht. Die App ist schwierig. Wenige Menschen mit intellektueller Behinderung nutzen die Technik so wie die meisten anderen. Das ist ein Problem. Darüber habe ich schonmal einen Artikel geschrieben.
Die Lösung: Ich übe Google Maps
Ich nehme mein Handy in die Hand. Ich drücke auf Maps. Dann kann ich suchen, die Malzgasse zum Beispiel. Dann gehe ich auf Route und dann auf meinen Standort: Cafe Hawelka. Und dann drücke ich einfach auf Start. Ich weiß ungefähr wie es funktioniert. Ich möchte Maps aber noch besser lernen. Ich möchte mit Erik üben. Erik ist der Freund von meiner Mama. Als wir im Urlaub waren, zum Beispiel, hat er immer auf Maps den Weg gefunden. Wir waren in Venedig. Es war super, aber ganz schön heiß. Wir hatten ein Apartment gemietet, dorthin hat uns der Erik hingeführt, dafür hat er Maps benutzt. Beeindruckend. In Zukunft will ich mich in der Stadt nicht mehr verlaufen. Erik und ich können Maps zusammen üben und gemeinsam neue Wege finden.