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Liebe Arbeit, bist du immer da? #66 andererseits - der Newsletter
Willkommen zu andererseits - der inklusive Newsletter! Kathi wollte schon immer mal mit der Arbeit reden. Heute teilt sie mit euch den Brief, den sie ihr nie senden wird.
Eins. Aus dem Bauch heraus
Diese Woche: Der Brief an die Arbeit, den ich nie abschicken konnte
Liebe Arbeit,
du strukturierst irgendwie das Leben der meisten Menschen. Schon als ich ein Kind war, hast du dich heftig eingemischt. Du hast das Leben meiner Eltern bestimmt und damit auch meines. Auf einem Bauernhof gibt es kein Ende und keinen Anfang von dir. “Was meint Dolly Parton mit “Working 9 to 5?” hab ich mich mit 14 gefragt. Dein Ende kam für meine Eltern manchmal um sechs, manchmal aber auch um elf Uhr am Abend. Im Sommer ohne Schule hab ich auf dein Ende und die Zeit meiner Eltern gewartet, wenn auch schlafend vorm Fernseher. Du warst immer da, immer konnten meine Eltern etwas mit dir machen. Vor dem Schlafengehen, bist du ihnen manchmal wieder eingefallen, irgendwas Kleines von dir haben sie schnell noch erledigt und es war immer sicher, dass du am nächsten Tag wieder in Hülle & Fülle da sein wirst, immer konnten sie über dich reden. Und oft, da waren ich mit dabei. Wir haben gemeinsam über dich geredet, gemeinsam die Kartoffeln aus der Erde gegraben, in den ersten Minuten hab ich mich cool und erwachsen mit dir gefühlt, ein bisschen hab ich dich ausgehalten, dann wurdest du mir zu langweilig, ich konnte weglaufen vor dir, während meine Eltern bei dir blieben.
Während du einfach nicht aufgehört hast, da zu sein, haben meine Schwester, meine Cousine und ich uns Hexenwelten mit den Besen der Oma rund ums Haus ertanzt.
Ich hab die andere Schwester beim Schminken bewundert, wir haben gemalt, gelesen, Himmlische Familie oder Charmed geschaut und gewartet, bis jemand zu müde für dich, die Arbeit, war und wir endlich erzählen konnten, was in unserer Welt alles passiert ist.
Liebe Arbeit, du warst einfach zu viel da. Das soll dir mal gesagt sein.
Keine lieben Grüße, Kathi
Heute
Als Erwachsene kann ich nicht mehr mit dem Hexenbesen davonfliegen - leider. Geld & Arbeit sind auch in meinem Leben angekommen. Die fast endlose Arbeit meiner Eltern drängt mich, auch meine Lebenszeit mit Arbeit zu füllen. Manchmal bremste meine Eltern die Natur - ein starker Regen, die Temperatur, die Sonne. Oder irgendeine Lieferung, die zu spät kam und hin und wieder ein kaputter Traktor. Alle anderen Anfänge & Enden machten meine Eltern sich selbst. Und ich sah ihnen dabei zu. Zu Beginn verzweifelte ich daran meine eigenen Anfänge & Enden in der digitalen Welt, im Journalismus, zu finden. Kein Sommergewitter, kein Hagel kann mir was anhaben, wenn ich in Recherchen am Laptop versinke. Heute sind Anfang & Ende wie zwei Mauern, die ich jeden Tag stärker machen will und um alles in der Welt beschützen muss vor dem Einbrechen. Die Welt da draußen, die wir oft Leistungsgesellschaft nennen, versucht ständig, sie niederzureißen.
Lasst uns über Arbeit reden und darüber was sie für uns bedeutet.
Im neuen andererseits-Schwerpunkt tun wir genau das. Sei dabei, hör und lies ab nächste Woche von den unterschiedlichen Perspektiven, die wir zum Thema Arbeit gesammelt haben.
Zwei. Was gibt es Neues?
Sag’s einfach! - Der Podcast von andererseits
Wir beginnen mal mit dem Feiern und mit Menschen, deren Job das Feiern ist. In dieser Folge sprechen wir mit Christoph Stackl und Sebastian Gruber* vom Firefly Club. Der Verein bildet Menschen mit und ohne Behinderungen zu DJs
aus. Die beiden haben uns von ihrer Arbeit erzählt, verraten was einen guten DJ ausmacht und erklärt warum sie finden, dass durch inklusives Feiern Barrieren reduziert werden können - auch in den Köpfen.
* Transparenzhinweis: Sebastian Gruber arbeitet auch bei andererseits als Redakteur.
Wir brauchen drei Minuten deiner Zeit und deine Meinung zu andererseits!
Beantworte ein paar Fragen und hilf uns damit, andererseits größer & stärker zu machen und unsere Finanzierung auf die Beine zu stellen.
andererseits X 1000things
Die Plattform 1000things und andererseits, das passt irgendwie zusammen. Unsere Kooperation startet mit einem Text von der andererseits-Redakteurin Sandra Schmidhofer darüber, wie wir über Behinderungen reden sollten.
Vier. soft & süß
Diese Woche: Für euch gibt es schon mal vorab einen kleinen Einblick in die andererseits-Grafik-Kreationen zum Thema Arbeit.
Liebe Arbeit, bist du immer da? #66 andererseits - der Newsletter
Dieser Brief an die Arbeit sollte unbedingt verschickt werden! Und wir sollten ihn teilen und wieder und wieder verschicken; vielleicht kommt dann die Arbeit zu einem Einsehen, dass sie sich nicht so wichtig machen soll.