"Soll ich dir meinen Behindertenausweis zeigen?" #71 andererseits - der Newsletter
Willkommen zu andererseits - der inklusive Newsletter! Diese Woche versorgt euch Sebastian mit Neuigkeiten aus der Redaktion.
Eins. Aus dem Bauch heraus
Diese Woche: Alltagsdiskriminierungen.
Ich habe kürzlich beim Donauzentrum ein Taxi von 40 100 genommen. Erst hat der Fahrer gesagt, er sei besetzt, obwohl keiner im Auto drinnen war. Dann ist er ein Stück vorgefahren, etwa fünf Meter, und ausgestiegen. Er hat zu mir gesagt “Ich nehm’ dich nicht mit, weil du betrunken bist” - dabei bin ich behindert!
Ich sage in solchen Situationen sonst immer “Soll ich dir meinen Behindertenausweis zeigen?”, aber ich bin diesmal einfach ins nächste Taxi gestiegen. Der Taxler dort hat das Ganze auch nicht verstanden.
Ich finde, das ist nicht richtig. Normalerweise sollte man so etwas irgendwie bestrafen. Ich habe dann auch beim Taxiunternehmen angerufen, aber die Frau am Telefon hat gesagt, wenn das Taxi nicht bestellt war, kann ich keine Beschwerde aufgeben.
Mir ist das jetzt wirklich schon oft passiert und ich weiß nicht, wieso.
Zwei. Was gibt es Neues?
Unser Kollege Nikolai Prodöhl, der unter anderem für andererseits schreibt und Podcasts produziert, wurde von der deutschen Wochenzeitung “Jungle World” interviewt. Der generelle Mindestlohn soll in Deutschland mit 1.Oktober dieses Jahres angehoben werden - nur für Menschen mit Behinderung nicht, die in Werkstätten arbeiten und dafür lediglich einen Lohn in Höhe eines Taschengelds bekommen. Nikolai arbeitet selbst in einem Betrieb der Elbe-Werkstätten in Hamburg. Er sagt:
“Es ärgert mich sehr, dass wir bei der Debatte über den Mindestlohn so gut wie gar nicht berücksichtigt werden. Manchmal würde ich gern schwänzen und mich einfach krankmelden, aber ich will auch nicht lügen. Ich würde mir aber wirklich mehr Wertschätzung wünschen und die Einführung des Mindestlohns auch für die Werkstätten.”
Zum ganzen Interview geht’s hier entlang:
…und zu Nikolais eigenem Text, den er für unseren Arbeitsschwerpunkt über seinen Job und die 1,50 Euro Stundenlohn, die er dafür bekommt, geschrieben hat, findet ihr mit Klick auf’s Bild auf unserer Website.
Drei. Soft & Süß
Diesen Baum im Glas - manche sagen auch Flaschengarten dazu - seht ihr bald öfters. Wir arbeiten an neuen Video-Formaten!
Alles Liebe,
Sebastian
Zu Punkt 1 mit dem Taxi: Nicht beim Unternehmen beschweren, sondern bei der Taxi-Innung, am besten mit KFZ-Kennzeichen. Ich hatte solche Erlebnisse wegen meinem Rollstuhl (zB es hat geregnet und der Fahrer wollte seinen Kofferraum nicht schmutzig machen) - die Innung war sehr interessiert, hat das weiter verfolgt und ich habe sogar Gutscheine bekommen.
Liebe Grüße