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Wasser Marsch!- #38 andererseits - der Newsletter
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Problem (fast) gelöst!
Im Sommer lösen wir (fast) alle Probleme - jede Woche andererseits
Wir kennen sie alle: Die Probleme des Alltags, ob klein (wieso zerbröselt der Papierstrohhalm sofort, den ich als Plastikersatz verwenden will) oder groß (warum muss ich jeden Tag Todesängste auf meiner Fahrradfahrt durch Wien durchstehen). Die andererseits-Redakteur:innen nützen die Hitzemonate und widmen sich nach und nach ein paar dieser Probleme - doch nicht ohne auch an eine Lösung zu denken. Was dabei rauskommt, findet ihr jede Woche in unserem Newsletter
Diese Woche: Wasser marsch!
von Sarah Kleiner
Ich hatte schon als Kind einen merkwürdigen Tick. Ich war immer sehr heikel mit Wasser, wollte es immer sparen. Die Erwachsenen haben mich beschwichtigt, “Sarah, weißt du denn nicht, wie viel Wasser es auf der Erde gibt? Das wird uns nie ausgehen.” Teilweise hatten sie recht, Wasser haben wir hier zur Genüge. Aber das Trinkwasser, das ist global betrachtet jetzt schon knapp und wird uns in den kommenden Jahrzehnten noch mehr beschäftigen.
Das Problem: Trinkwasser ist ein knappes Gut.
Wasser ist eines der großen politischen Themen der Zukunft. Zwei Drittel der Erde sind mit Wasser bedeckt, was die Menschen dazu bewegte, die Erde als den “blauen Planeten” zu bezeichnen. Allerdings sind nur drei Prozent dieser Wassermassen trinkbar. “Wasser und Sanitärversorgung für alle” lautet das sechste der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Rund 785 Millionen Menschen – also mehr als jeder Zehnte auf dem Planeten – haben heute keine Grundversorgung mit Trinkwasser. Auch in unserem Nachbarland Deutschland gab es aufgrund der Trockenheit bereits Warnungen über sinkende Grundwasserpegel.
Der Kapitalismus hat das Wasser schon vor geraumer Zeit als lukratives Produkt erkannt. Nestlé und Co kaufen weltweit Wasserrechte auf – sie sichern sich jetzt das flüssige Gold der Zukunft. Während in Entwicklungsländern Abwässer von Pharmakonzernen ungefiltert ins Wassernetz fließen, kaufen wir hier in Plastikflaschen abgefülltes Wasser als Lifestyleprodukt.
Sauberes Wasser ist außerdem eine Grundvoraussetzung, um Hygienestandards einzuführen und einzuhalten. Die aktuell alles überschattende Coronapandemie hat wieder deutlich gemacht, was mangelnde Hygiene bei der Verbreitung eines Virus’ anrichten kann. In einem Video zeigte uns EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewissenhaft, wie man sich die Hände ordentlich mit Seife wäscht, um auch alle Keime zu töten. Auf Social Media kursierte eine Zusammenschnitt des Videos, auf dem man neben der Händewaschenden von der Leyen Flüchtlinge im Camp Moria auf Lesbos sah, die Wasserhähne aufdrehen, aus denen kein Tropfen sickert.
Und wir hier in Österreich? Hochquellwasser aus den niederösterreichisch-steirischen Alpen schießt in Wien binnen Sekunden in der präferierten Temperatur aus unseren Hähnen. Hektoliterweise verschwenden wir es, putzen unsere Stiegenhäuser damit, spülen es das Klo hinunter, verunreinigen es beim Duschen mit Mikroplastik und Chemikalien und verabschieden uns damit von einer Wasserqualität, die, sobald das Wasser erst einmal im Kanal gelandet ist, vom Menschen kaum wiederhergestellt werden kann.
Die Lösung: Vielseitig.
In den letzten Jahren ist mein Tick deshalb wohl wieder stärker geworden. Ich drehe meinem Partner beim Geschirrabwaschen den Hahn zu. Oder ich trinke lieber ein Glas lauwarmes Wasser, anstatt es laufen zu lassen und auf das kältere, von ganz unten in der Leitung zu warten.
Ich könnte diesen Newsletter nun ausklingen lassen mit weiteren nützlichen Tipps, wie du und ich im Alltag ein paar Liter Trinkwasser sparen können. Doch das wäre heuchlerisch. Du und ich können zwar – und sollen – sparsam mit der wertvollsten Ressource unserer Spezies umgehen. Doch viel wichtiger ist, dass wir im Zuge des Klimaschutzes dafür sorgen, dass auch auf industrieller Ebene, beim Herstellen oder auch Recyceln von Gütern, weniger Trinkwasser verbraucht wird, dass in Wohnhäusern Systeme etabliert werden, bei denen Toiletten mit sogenanntem Grauwasser aus Dusche, Badewanne und Waschmaschine gespült werden. Auch sogenannte Meerwasserentsalzungsanlagen, wie sie in Israel zur Deckung des Großteils des kommunalen Wasserverbrauchs genutzt werden, können zur Lösung des Problems beitragen. Und Projekte wie die “Warka Water Towers”, mit denen in Dürreregionen aus der Luft Trinkwasser gewonnen werden kann, geben Hoffnung auf ein Ende des Verdurstens in armen Regionen. Mit ihrem Firmenslogan bringt die “Warka Water Inc.” Problem und Lösung auf den Punkt, because: “every drop counts”.