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Wie ich gehen lernte. #76 andererseits - der Newsletter
Willkommen zu andererseits - der inklusive Newsletter! Diese Woche versorgt dich Sebastian mit Neuigkeiten aus der Redaktion.
Eins. Aus dem Bauch heraus
Diese Woche: Sport ist meine Therapie.
Als ich ein Jahr alt war, haben die Ärzte meinen Eltern gesagt, ihr Sohn könne nie gehen und sprechen lernen.
Dann haben sich meine Eltern gedacht, “Das kann’s nicht sein, wir werden alles versuchen, was wir können, dass es nicht so kommt.” Dann haben sie verschiedene Ärzte befragt und sind zu echten Spezialisten gegangen, zu Physio-, Ergo- und Logotherapeuten. Die haben gesagt, “Machen wir etwas, probieren wir mal verschiedene Sachen aus.” Und wir haben verschiedene Therapien gestartet.
Bis zu meinem zehnten Lebensjahr habe ich viele Therapien gemacht, mehrmals die Woche. Von meinem zweiten Lebensjahr an habe ich insgesamt elf Jahre lang regelmäßig voltigiert, das ist therapeutisches Reiten. Ich war auch in Florida bei der Delphintherapie, drei Wochen lang. Delphine fühlen sich sehr rau an und ein bisschen glitschig. Jede Woche hatte ich einen anderen Delphin. Jedes Tier hat spezielle Fähigkeiten und sie bemerken, wenn ein Mensch anders geht oder auch anders ist. Und dann sind sie wie ein Heiltier, egal welches Tier das ist.
Meine Eltern haben auch selbst Kurse gemacht und Therapiemaßnahmen gelernt, die sie daheim mit mir machen konnten. Mit sieben konnte ich dann mithilfe eines Rollators schon einige Schritte gehen.
Außerdem haben wir verschiedene Schulen für körperlich Beeinträchtige angeschrieben, auch die Hans Radl-Schule, wo ich viele Therapien gemacht habe. Auch das Institut Keil habe ich immer wieder besucht. Da gibt es so ein Sommerlager, das ich in den Ferien immer für 1,5 Monate besucht habe, und wo ich gehen und sprechen gelernt habe. Mit zehn Jahren konnte ich dann wirklich gehen, ohne Rollstuhl und ohne Rollator.
Heute bin ich fast 30 Jahre alt. Ich gehe gerne Joggen, letztes Jahr bin ich insgesamt 400 Kilometer gelaufen. Anfang Dezember habe ich es einmal geschafft, an einem Abend 21 Kilometer zu laufen. Pro Jahr fahre ich außerdem etwa 3.000 Kilometer mit dem Fahrrad. Diesen Sonntag soll’s schön werden, da schaffe ich sicher hundert Kilometer und nächste Woche wieder hundert. Sport ist meine Therapie.
Was ich gelernt habe ist, dass man nie aufgeben darf, egal, was einem Ärzte sagen oder was sie nicht sagen. Die sind ja auch nur Menschen. Was sie meinen Eltern und mirk damals gesagt haben, war eigentlich fahrlässig. Aber es war die Motivation dafür, dass wir nicht aufgegeben haben und immer dran geblieben sind. Ärzte können nicht in einen Menschen hineinschauen, nicht mal mit ihren Geräten. Niemand kann in einen Menschen hineinschauen.
Zwei. Was gibt es Neues?
Als Newsletter-Leser:innen seid ihr ein ganz besonders wichtiger Teil der andererseits-Community. Viele von euch haben uns von Anfang an begleitet. Vielen Dank für eure Unterstützung und das ermutigende Feedback, das uns immer wieder erreicht hat!
Nächste Woche, am 20.4.2022, startet unser Crowdfunding. Wir werden versuchen, 1.000 Menschen zu finden, die andererseits auch finanziell unterstützen wollen. Wir freuen uns sehr, wenn ihr dabei seid - zum Launch werden wir ausnahmsweise einen kurzen Sondernewsletter an euch schicken. Wir sind schon SO gespannt - und ihr könnt es auch sein!
Was diese Tasche damit zu tun hat, erfahrt ihr am Mittwoch!
Drei. Soft & Süß
Außerdem bin ich heute DJ bei einem inklusiven Musikprojekt namens Firefly Club. Wir starten wieder in Wien mit einer DJ-Ausbildung. Sichert euch jetzt einen Platz, alle Details findet ihr am Flyer! Achtung: begrenzte Teilnehmerzahl!
Wir wünschen erholsame Feiertage und melden uns bald mit Big News!
Alles Liebe
Sebastian